DIE TAUB UND DIE OMEIS

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Die Taub und die Omeis von La Fontaine (O pombo e a formiga)
ins Riograndenser Hunsrückisch adaptiert von Paul Beppler

Oon en heisse Sommertooch floh en doorschtiche Taub an en klene, rieslenne Bach. Die hot voar Verlange geerrt, neichte ehre Köppche und tauchte de Schnawel ins klare Wasser. Hastich saufte sie den kühle Trunk.

Doch plötzlich hielt sie still. Sie sah, wie ‘n Omeis heftich mit ehre winziche Beincher strampelte und sich verzweifelt bemühte, nohmo an Land zu paddle.

Die Taub üwerlehte sich net lang, knickte en dicke, lange Groosstängelchje ab und ‘s zu der Omeis zugewoorref. Flink kledderte se uff den Halm und krawwelte üwer die Reddungsbrück ans Land.

Die Taub brummelte zufriede, schlurfte noch en bissche Wasser und sonnte sich donoh uff en digge, deerre Nascht, den en Blitz von en mächtiche Boom abgeschpalt hatt und der do näwich am Bach geläht hot.

En junger Bub patschte barfüssich doorrich dem Kamp zum Wasser. Er trug en selbst-geschnitzte Feil und Bog. Wierer die Taub gesiehn hot, blitzte sein Aue ganz weit uff. “Gebrote Taub ist mein Favorites Esse”, horrer zu sich sellebst gelächelt, wierrer mit siechesgewiss sein Boh gespannt hot.

Verböst üwich das ungehörte Vorhonn geche ihre gefederte Wohltäter, kroch die Omeis bewechlich uff sein Fuß und zwickte ihn voller Zorn.

Der Taugenix zuckte zusammer und schlug mit seiner Hand kräftig noh dem klene Quälgeist. Das klatschende Geräisch schreckte die Taub aus ehre sonniche Träime uff, und eilich floch sie davon.

Aus Freid, dass se ehrem Retter danke könnt, biss die Omeis noch emol ganz kräftich zu und kroch dann wohlgelaunt in en Maulwoorrefshüwwel.

UND DOHIE GEBT ‘S DA ORIGINALTEXT VON LA FONTAINE, IN HOCHDEITSCH:

Die Taube und die Ameise

An einem heißen Sommertag flog eine durstige Taube an einen kleinen, rieselnden Bach. Sie girrte vor Verlangen, neigte ihren Kopf und tauchte den Schnabel in das klare Wasser. Hastig saugte sie den kühlen Trunk.

Doch plötzlich hielt sie inne. Sie sah, wie eine Ameise heftig mit ihren winzigen Beinchen strampelte und sich verzweifelt bemühte, wieder an Land zu paddeln.

Die Taube überlegte nicht lange, knickte einen dicken, langen Grasstängel ab und warf ihn der Ameise zu. Flink kletterte diese auf den Halm und krabbelte über die Rettungsbrücke an Land.

Die Taube brummelte zufrieden, schlurfte noch ein wenig Wasser und sonnte sich danach auf einem dicken, dürren Ast, den der Blitz von einem mächtigen Baum abgespalten hatte und der nahe am Bach lag.

Ein junger Bursch patschte barfüßig durch die Wiesen zum Wasser. Er trug einen selbst geschnitzten Pfeil und Bogen. Als er die Taube erblickte, blitzten seine Augen auf. “Gebratene Tauben sind meine Lieblingsspeise”, lachte er und spannte siegesgewiss seinen Bogen.

Erbost über dieses unerhörte Vorhaben gegen ihren gefiederten Wohltäter kroch die Ameise behände auf seinen Fuß und zwickte ihn voller Zorn.

Der Taugenichts zuckte zusammen und schlug mit seiner Hand kräftig nach dem kleinen Quälgeist. Das klatschende Geräusch schreckte die Taube aus ihren sonnigen Träumen auf, und eilig flog sie davon.

Aus Freude, dass sie ihrem Retter danken konnte, biss die Ameise noch einmal kräftig zu und kroch dann wohlgelaunt in einen Maulwurfshügel.

http://www.udoklinger.de/Deutsch/Fabeln/LaFontaine.htm

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“Deutschbrasilianisch” von Georg Knoll (Rotermund Kalender, 1912)

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Zweisprachig Gedicht von Georg Knoll, aus Kronberg, Taunus, Deutschland, geboren am 23. September, 1861. Nach Brasilien ausgewandert, liess er sich endlich und permanent in Blumenau, Bundesland Santa Catarina, Südbrasilien, nieder.

Er arbeitet in Brasilien als Übersetzer, und übertragte brasilianische Autoren wie José de Alencar und Monteiro Lobato ins Deutsche. Beide seine Eltern in Deutschland waren Lehrer und Lehrerin.

Deutschbrasilianisch.

João, der Johann, Pedro, Peter,
gingen in das Feld, die Roça,
den Machado hat der Johann,
und die Axt hat sein Genoße.

João trägt eifrig die chaleira,
Peter hat den Topf beim Kragen;
João schleppt sich mit Pinienreisern,
Grimpas muß der Peter tragen.

Pedro geht mit der Isqueira,
Feuerzeug mit Stahl und Zunder;
João trägt andere tarecos
und der Peter andren Plunder.

Pfeife raucht der gute Peter,
Doch der João raucht Cachimbo;
Fumo raucht der Peter langsam,
Tabak raucht der João geschwinder.

Pedros Roça ist gechlagen
und der Wald längst derrubado.
Johanns Feld hat schlechte Erde;
denn das Land ist schon cançado.

Peter trinkt den Herva Mate;
denn er liebt den Chimarrão;
Tee aus Paraguay hier lutschend
sehen wir den guten João.

Milho pflantz der gute Peter,
doch den Mais den pflanzt João,
Bohnen pflanzen auch der erstre,
doch der andre pflanz feijão.

Eine Mula hat zum Reiten,
hier der Peter in der Flur,
João ist nicht so reich zu nennen;
denn er hat ein Maultier nur.

Deutsch spricht klar der gute Peter,
para ensinar die Kinder.
Weder Deutsch noch Brasilinanisch
sprecht ihr beiden Spracheschinder.

Georg Knoll
Rotermund Kalender / Anuário (1912)

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Fonte:
A produção lingüística dos imigrantes alemães no Brasil
por José Luís Félix (Unesp – Assis / Brasil)

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